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Karma-Yoga

Karma-Yoga

Als Menschen sind wir gezwungen, zu handeln. Wir können nicht nichthandeln. Selbst, wenn wir in einer Höhle auf einem Stein sitzen und nichts anderes tun, sitzen wir in einer Höhle auf einem Stein, atmen, denken, verdauen, hören, riechen, schmecken, sehen und spüren. Karma-Yoga ist die geistige Einstellung, in welcher jegliche Handlung durchgeführt wird. Karma-Yoga ist die Motivation in der wir handeln. Karma-Yoga befreit uns vom Zwang Dingen hinterherzujagen, die nicht das Potential haben, uns dauerhaft glücklich zu machen. Sein Ziel ist es, den menschlichen Verstand zu  transformieren, ihn zu schulen, zu verstehen, wo das Glück, dass er so rastlos in der Welt sucht tatsächlich zu finden ist, in uns selbst. Karma-Yoga bedeutet, in Kenntnis darüber zu handeln, wer wir tatsächlich sind und wie die Resultate unserer Handlungen in der Welt zustande kommen.

Karma-Yoga ist der Yoga für das Ego.

Das Ego (Ahamkara = Ich-Macher) ist der Teil unserer Psyche (Anthakarana), welcher das Eigentum an unseren Handlungen und deren Resultate für sich beansprucht. Es ist der Handelnde Teil in uns. “Ich habe dies und das getan, und Ich will, dass dieses und jenes passiert, und zwar genau wann ich es will!” Das ungezügelte Ego sieht die Welt als Selbstbedienungsladen. Es schlägt seine andauernd hungrigen Zähne in die Welt und saugt heraus was es nur bekommen kann. Leider ist DIESE Einstellung im Handeln in unseren Tagen weltweit auf allen Ebenen vieler Gesellschaften verbreitet. Die Resultate dessen können wir alle beobachten. Kriege, verschmutzte und zerstörte Umwelt, Armut in großen Teilen der Welt, Krankheiten, von Menschen verursachte Umweltkatastrophen… Im inneren Gefühl der Unzulänglichkeit und Getrenntheit saugen wir den Planeten aus, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.

Wenn Menschen nicht bekommen was sie wollen, können Sie sehr ungemütlich werden. Sie geraten in Rage und können sich selbst oder andere verletzen.

Dieses Verhalten ist auf der Unwissenheit darüber wer oder was wir wirklich sind und über die Natur der Dinge und die der Welt begründet. Vedanta enthüllt mit Vermittlung seiner Lehre schrittweise, dass die Ergebnisse unseres Handelns nicht in unserer Hand liegen.  Wäre es anders, würde jeder im Lotto gewinnen, jeder Verein die Rangliste der Bundesliga anführen, und überhaupt hätte jeder im Leben was er will. Aber so ist es nicht.

Karma-Yoga ist die Einstellung in der ich handle.

Diese Einstellung ist – ich tue, was ich tue, weil ich glaube, dass es das Richtige ist. ABER – ich mache mich nicht emotional abhängig von einem bestimmten Ergebnis dieser Handlung, denn ich weiß:

Die Resultate meiner Aktionen liegen
nicht in meiner Hand.

Das anzunehmen und zu verstehen, ist eine harte Nuss. Es widerspricht allem,  was wir bisher gelernt haben: “Wenn Du immer lieb bist, wird dies…”, “wenn Du Deine Suppe brav aufisst, wird das…” In wessen Hand soll denn liegen, welche Ergebnisse meine Handlungen haben?

Vedanta beschreibt, dass es das kosmische Feld ist, das Gefüge in welchem wir uns bewegen. Manchmal könnten wir es auch das komische Feld nennen, weil wir vielleicht nicht immer das Große und  Ganze sehen, alle Zusammenhänge, die zu einem bestimmten Ergebnis führen. Aber das Feld choreographiert die Interessen sämtlicher handelnder und wollender Individuen in unserer Umgebung und mehr noch, die des gesamten Kosmos. Dieses Feld folgt Gesetzen, z.Bsp. dem von Ursache und Wirkung oder dem, dass die Summe aller Aktionen und Reaktionen in diesem Feld immer gleich null ist. Was jemand gewinnen will, muss jemand anderes verlieren. Die immense Armut unter der große Menschenmengen leiden, ermöglicht den aberwitzigen Reichtum weniger einzelner.

Jede Handlung hat immer ein sofort sichtbares Ergebnis und ein längerfristig wirkendes Ergebnis. Wenn ich, was nicht sehr yogisch wäre, mich betrinken würde, wäre ich kurzzeitig vielleicht sehr gut drauf, der Oberentertainer  schlechthin und hätte viel Spaß. Aber was käme unvermeidlich am nächsten Tag? Der Durchhänger mit all den unschönen Begleiterscheinungen eines Katers. Das meint, das Leben ist ein Nullsummenspiel. Man kann auch nichts mit hineinbringen oder mit hinausnehmen. Das macht es aus meiner Sicht umso absurder, dass Viele zu wenig zum Leben haben, während einige wenige Menschen Anspruch auf soviele Ressourcen der Welt erheben.

Karma-Yoga zu praktizieren, ist eine herausfordernde und äußerst sinnvolle Beschäftigung. Sinnvoll, weil sie Dich vom Leiden befreit oder es wenigstens Raum zwischen Dich und der Erfahrung des Leids bringt.  Du kannst Karma-Yoga immer und überall praktizieren! Das Ego gönnt sich, außer im Tiefschlaf, kaum eine Ruhepause in seinem gutgemeinten Dienst um unser Wohlergehen.

Wann immer wir dieses brennende Verlangen in uns spüren oder die den Magen zusammenziehende Angst, ein gewünschtes Ergebnis könnte sich nicht einstellen, dann können wir das Ego bei seiner Arbeit beobachten.

Das Ego ist gut, und es ist wichtig. Es sichert unser Überleben und kann und sollte aus der Sicht der Schriften auch nicht zum Schweigen gebracht werden. Erleuchtung durch das Abtöten des Egos antzustreben, ist  aus vedantischer Sicht ein Irrweg. Ohne unser Ego wären wir in der Welt kaum mehr als ein antriebsloser Klecks Amöbe auf einem Stein. Für den spirituellen Weg brauchen wir unser Ego.

Aber wir können durch die Beobachtung der Arbeit unseres Egos Raum zwischen uns und unseren “Ich-Macher” bringen, ihn etwas vom Ruder nehmen, tief durchatmen und mit der Unterscheidungskraft unseres Intellektes (Buddhi) verstehen und uns daran erinnern, dass das, was in Harmonie mit dem kosmischen Feld ist, aufgrund meiner Handlungen zu mir zurück kommen wird, und was nicht, eben nicht.

Karma-Yoga bedeutet, in bester Absicht zu handeln und für jedes Ergebnis offen zu sein.

Sollte sich ein anderes als das erwartete Ergebnis einstellen, kann das ein Zeichen für eine nötige Korrektur unserer Handlungen sein oder dafür, dass wir uns mit dem gewünschten Ergebnis dieser Handlung nicht in Harmonie mit unserer Umwelt befinden. Sehr wahrscheinlich können wir an dieser Stelle etwas lernen und uns weiterentwickeln.

Vertrauen statt Angst, auch das ist Karma-Yoga.

Das kosmische Feld, man kann auch  Gott sagen, gibt uns vielleicht nicht immer die Ergebnisse, die wir wollen oder erwarten, aber ziemlich sicher die, welche wir brauchen, um die Dinge aufzuarbeiten, die wir mit uns herumtragen.  Das mag uns nicht immer den leichteste Weg eröffnen, aber den Weg, der gut für uns und unsere Entwicklung ist. Darauf können wir vertrauen. Jede Medaille in dieser Welt hat immer zwei Seiten.

Selbstloses Dienen ist unmöglich, weil alles was wir tun dem Selbst in Form des kosmischen Feldes dient. (Wenn Du mehr zum Begriff des Selbst erfahren möchtest, schau in den Vedanta Videoworkshop)

Es spricht nicht das Geringste dagegen, in karma-yogischer Einstellung einer Gemeinschaft oder einer Idee unentgeltlich zu dienen. Insbesondere dann, wenn die unterstützte Organisation ihre Dienste den Menschen nur deshalb zugänglich machen kann, weil eben auch viele sich dafür engagieren und wenn Geben und Nehmen sich in Harmonie befinden. Aber bitte nicht sauer sein, wenn nicht jeden Tag der große Präsentkorb als Dankeschön vor der Tür steht, sondern in der Gewissheit handeln, dass es gut und richtig und wichtig für das Gemeinwohl oder eben das kosmische Feld ist, in dem wir leben.