10 FRAGEN ZUM ANSPRUCH AUF LIEBE
10 FRAGEN ZUM ANSPRUCH AUF LIEBE

10 FRAGEN ZUM ANSPRUCH AUF LIEBE

10 Fragen

  1. Wenn Du es liebst, in der Sonne zu sein, ist die Sonne Dir dann verpflichtet?

  2. Missfällt es Dir, wenn andere die Sonne ebenfalls genießen, oder erwartest Du, dass die Sonne nur noch für Dich scheint?

  3. Wenn Du den Duft der Luft nach einem Regenschauer liebst, ist Dir die Luft dann verpflichtet?

  4. Missfällt es Dir, wenn andere die Luft ebenfalls genießen, oder erwartest du, dass die Luft nur noch für Dich duftet?

  5. Wenn Du einen Menschen liebst, warum glaubst Du dann, dass Dir dieser Mensch verpflichtet ist?

  6. Warum missfällt es Dir, wenn andere diesen Menschen ebenfalls lieben?

  7. Warum erwartest du, dass dieser Mensch nur noch für Dich da ist?

  8. Wer hat sich eigentlich die Konzepte und Muster ausgedacht, nach denen wir leben, unsere Gesellschaft und unsere Beziehungen aufbauen?

  9. Wie könnten wir einen Anspruch auf irgendetwas in der Welt, geschweige denn auf eine andere Person erheben?

  10. Wer hindert uns daran, frei von unsinnigen Regeln zu leben?

Mal abgesehen vom Thema Monogamie:

Gibt es vielleicht zwei unterschiedliche Arten von Objekten, die wir lieben, oder zwei unterschiedliche Arten, wie wir unsere Liebe zu Objekten zeigen? Auf der einen Seite gibt es Objekte, die wir lieben, wenn sie erscheinen, ohne dass wir permanent an sie denken, wenn sie nicht da sind, ohne, dass uns dann etwas fehlt, ohne dass wir permanent versuchen, sie herbei zu manipulieren. Und es gibt Objekte, die wir lieben, auf die wir gern unser Etikett platzieren wollen, einen Zaun drum ziehen wollen. 

Oder haben wir diese Tendenz zum Zaunziehen grundsätzlich? Zieh mal einen Zaun um die Sonne oder den Duft der Luft nach dem Regen. In solchen Fällen denken wir nicht einmal darüber nach, dass wir das für uns allein haben wollen, vielleicht weil es unmöglich ist. Aber ist es nicht genauso unmöglich, einen Zaun um eine Person zu ziehen, die man liebt? Wen ich liebe, dem füge ich kein Leid zu. Ein Käfig aus Erwartungen begrenzt, was jedem Menschen Leid zu fügt, weil er in seinem Wollen nicht begrenzt werden will. 

Kann es überhaupt Freiheit in einer Beziehung geben? Nicht die Freiheit einmal in der Woche mit den Jungs um die Häuser zu ziehen oder ähnliches. Eine Beziehung kann ja als freiwillige Aufgabe persönlicher Freiheit angesehen werden. Die Frage ist, muss das so sein? Wie viel Freiheit gibt man auf, wenn man sich in eine Beziehung begibt? Ist Freiheit noch Freiheit, wenn man einen Teil und sei er auch noch so klein davon abgibt? Ich glaube nicht, oder? Ich spreche nicht in erster Linie von sexueller Freiheit. Es geht um die vielen Kleinigkeiten, die wir von unserem Partner erwarten, die wir sogar einfordern, auf die wir ein Recht, einen Anspruch zu haben glauben. Das ist die Begrenzung, die ich meine. Was hat das mit Liebe zu tun? 

Oft redet man von seinem Partner als seine bessere Hälfte. Das kommt nicht von ungefähr. Welche eigene Hälfte mussten Partner und man selbst denn aufgeben oder verleugnen, um Teil eines neuen Ganzen zu werden? Ist Freiheit in der Beziehung nicht die Freiheit, ein eigenes Ganzes zu bleiben und die Fähigkeit, dem Partner diese Freiheit auch zuzugestehen? 

In der Theorie ist das ja alles noch gut nachvollziehbar, aber in der Praxis erwarten wir schon, dass unser Partner bitte neben UNS sitzt und im Falle einer Auseinandersetzung mit anderen UNSERE Partei ergreift. Warum? Es schwingt vom ersten Tag der Beziehung immer eine gewisse Verlustangst mit, die uns Sicherheitsmaßnahmen einleiten lässt, bewusst oder unbewusst. Diese Sicherheitsmaßnahmen sind Ausdruck von Angst und lassen jede Beziehung zum Graus werden. Ich frage mich, wo diese Verhaltensmuster herkommen, die man in so vielen Beziehungen bei anderen und sich selbst beobachten kann. 

Es scheint so eine Art Grundausstattung in unserem Geist zu geben, die erst mal auf Verlustangst programmiert ist, aber die man überwinden kann, wenn man es sich bewusst macht, vielleicht, indem man daran denkt, dass es unmöglich ist, jemanden zu begrenzen, ohne ihn zu verletzen. Das gefällt natürlich unserem Ego nicht, das will, was es will, wann es will. Aber lieben wir unser Ego oder lieben wir unseren Partner?

Ich kann etwas oder jemanden lieben, ohne ihn zu umzäunen. Ich kann ihn bei seiner persönlichen Entfaltung unterstützen. Ich kann ihm die Bürde des Müssens ersparen. Wenn ich denn für mich glücklich bin und nicht den Gedanken in mir nähre, dass ich irgendetwas von außen, in diesem Fall eine andere Person brauche, um vollständig und glücklich zu sein. 

Wir können die Katze, deren Zuneigung uns so gefällt, anbinden und uns den ganzen Tag ihr Gejaule anhören, oder sie ihrer Wege gehen lassen und uns freuen, wenn sie von selbst zu uns kommt und uns anschnurrt. Okay, meistens will die dann irgendwas, aber das ist ein anderes Thema, oder? 

Und wir ziehen nicht nur einen Zaun um unseren Partner sondern auch um das neue Wir. Der Rest der Menschen soll bitte draußen bleiben, und nein, ich meine nicht in erster Linie außerhalb des Bettes.

Warum stehen in Deutschland in Mehrfamilienhäusern zum Beispiel für 10 Familien 10 Waschmaschinen? Würden 1 oder 2 nicht auch genügen? Und Bügeleisen, Bohrmaschinen, Rasenmäher etc. … Wir wollen alles für uns selbst haben und alleinigen, permanenten Zugriff darauf, weil wir glauben, dass das uns Sicherheit gibt. Aber ist das logisch und gesund für uns, die Gesellschaft und den Planeten, wenn jeder Erdenbewohner seine eigene Waschmaschine hat?

Und dann gibt es noch den Städtezaun, den Bundeslandzaun, den Nationalitätenzaun, den Kontinentalzaun, den Planetarenzaun, den religiösen Zaun, den Geschlechterzaun und und und. Zäune über Zäune, die uns Identitäten geben sollen, uns abgrenzen und damit unsere eigene unbegrenzte Natur verleugnen, sabotieren und Leid verursachen, für uns und die Umwelt.

Das meine ich mit Regeln und Mustern, die ich hinterfragenswert finde.