Nachts erhellt das Licht des Mondes die Erde. Es hat allerdings nur den Anschein, als käme das Licht vom Mond.
Wenn das Licht, das die Fähigkeit hat, die Dinge sichtbar zu machen, zwischen Erde und Mond sich umschauen würde, könnte es sagen, ich komme vom Mond. Ich muss der Mond sein, der Mond ist mein Ursprung. Ich, der Mond, erleuchte die Welt. Wenn der Mond zerstört wird, höre ich auf zu existieren.
In Wahrheit ist der Mond aber nur ein Spiegel, der das Licht der Sonne reflektiert. Das Licht sieht seinen wahren Ursprung, die Sonne, nicht, wohl aber den Spiegel, den Mond, und die Objekte auf der Welt, die es erhellt.
Genauso ist es mit dem menschlichen Bewusstsein. Es ist gespiegeltes oder reflektiertes Bewusstsein, wie gespiegeltes, reflektiertes Licht.
Der Spiegel ist nicht wie beim Mond aus Stein, sondern es ist unser Geist, es sind die Instrumente unserer Psyche, umgeben von Energie, Fleisch und Blut. Der Punkt bis zu dem wir unser Bewusstsein zurückverfolgen können ist unser Geist. Wir lokalisieren ihn innerhalb unseres Körpers. Daraus schließen wir, wir sind der Geist, oder gar, wir sind der Körper. Wir glauben wir sind was wir denken, fühlen und darstellen.
Das ist ein dramatischer Trugschluss. Das Gestein des Mondes ist lediglich ein Vehikel für das Licht, die Welt nachts auch auf seiner dem Licht abgewandten Seite zu erhellen, nicht mehr und nicht weniger. Wenn der Mond aufhörte zu existieren, würde die Erde nachts zwar dunkel bleiben, aber das Sonnenlicht wäre immer noch existent und würde sich nach wie vor in den unzähligen jeweils manifesten Objekten der Welt spiegeln.
Unsere grob- und feinstofflichen Körper (Körper und Geist) sind ebenfalls Vehikel für ein und dasselbe Bewusstsein, die Welt wahrnehmen zu können und in ihr agieren zu können. Wenn ein Körper aufhört zu existieren, erfahren wir die Welt zwar nicht mehr durch dessen körpereigenen Sinnesorgane, aber wir hören nicht auf zu existieren. Wir existieren weiterhin als unendliches, ewiges Bewusstsein, gespiegelt in jedem Wesen der Welt.
Wir sind wie das Licht von der Existenz des Mondes als Bewusstsein von der Existenz einer individuellen Person, von der Zeit, von Leben und Tod unabhängig. Unser Bewusstsein bedient sich zahlloser menschlicher, tierischer und pflanzlicher Körper, um am Spiel des Lebens teilhaben zu können. Deshalb kann man sagen, alle Wesen, ob Pflanzen, Tiere oder Menschen, sind Geschwister.
Wenn wir es lernen, unsere menschliche Identität als das zu sehen was sie ist, nämlich eine sekundäre, temporäre Identität, dann sind wir als Menschen der Selbstverwirklichung schon recht nah und dem Verständnis darüber, dass wir tatsächlich alle Eins sind, dass, wenn wir jemand anderes verletzen, wir uns nur selbst verletzen, dass was wir in anderen sehen, wir selbst sind.
Lächeln wir uns doch öfter mal selbst zu, im Spiegel unserer Person oder auf der Straße den anderen. Kümmern wir um uns und das Geschenk der Welt und des Lebens. Es ist tatsächlich unsere Welt, und als Menschen haben wir die Wahlfreiheit und die Verantwortung, welche Impulse wir in sie hineingeben wollen.
Alles in der Welt, jedes noch so kleine Ding besteht aus Materie, die nach einem bestimmten Bauplan zusammengesetzt ist und eine bestimmte Funktion im Gefüge aller Objekte der Welt ausfüllt. Man kann also sagen, jedes Ding im Universum ist aus Wissen plus Materie gemacht. Wissen ist untrennbar von Bewusstsein. Ohne Bewusstsein kann es kein Wissen geben. Deshalb kann man schlussfolgern, dass der Ursprung all dessen, was wir im Universum wahrnehmen können und auch alles andere, reines Bewusstsein ist, das wie ein Samenkorn, alle erdenklichen Baupläne des Lebens in sich trägt. Diese Baupläne können sich manifestieren und wieder auflösen. So wie es alle Dinge in der Welt tun. Sie werden geschaffen, existieren, und vergehen. Und auch das Wissen um die Interaktion all dieser Objekte zu dem fantastischen Schauspiel, dass wir jeden Tag neu bezeugen können, wenn die Sonne aufgeht und ein neuer Tag beginnt. Ohne Bewusstsein, würde die Welt nicht existieren. Nichts und niemand würde seine Existenz bezeugen. Existenz ist mit Bewusstsein und Wissen untrennbar verbunden. Alles was wir mit Sicherheit von uns als individuelle Wesen sagen können ist, dass wir existieren und dass wir wissen. Wir sind uns dessen bewusst.
Wenn das Bewusstsein sich der Körper bedient und ein individuelles, gespiegeltes Bewusstsein erzeugt, wird dieses Bewusstsein zum Licht, das die Welt erleuchtet. Das Licht erleuchtet die Welt, nicht der Mond. Das Bewusstsein erleuchtet die Welt, nicht der menschliche Körper.
Die Nacht steht für Unkenntnis. Unkenntnis darüber, das das Licht/Bewusstsein und alle Formen die es in der Welt reflektieren seinen Ursprung und ihre tatsächliche Identität in eben diesem Licht/Bewusstsein haben und untrennbar mit ihm verbunden sind.